Das Pferd und die strahlenden Zocker des Wirtschaftsfaschismus
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> "Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht genug für
> jedermanns Gier."
> Mahatma Gandhi
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> Wie die Bilder sich gleichen. Ein Pferd in Deutschland hat eine
> statistische Lebenserwartung von unter 10 Jahren. Pferde sterben
> in der BRD in der Regel im frühen Erwachsenenalter. Genau wie die
> "50 Helden", die sich in Fukushima in aussichtslosem Kampf mühen,
> für den Rest der Welt die Folgen des Super GAU zu minimieren. Die
> akkurat am Pazifik aufgereihten Kernspaltungsboxen werden in
> Japan, wo die Lebenserwartung bisher weltweit am höchsten war, mit
> ihrem unheimlichen, unkontrollierbarem und sicher tödlichem Inhalt
> etliche Menschen früher ins Gras beißen lassen. Niemand zweifelt
> daran, dass die Japaner die Folgen der mächtigen Naturgewalten
> Erdbeben und Tsunami zu meistern imstande wären. Alles Zerstörte
> hätten sie mit ihrer emsigen Produktivität in wenigen Jahren wieder
> aufgebaut. Aber radioaktive Verstrahlung ist anderer Natur. Keine
> Geschicklichkeit, keine Zähigkeit, keine Tricks und Machenschaften
> sind ihr gewappnet. Sie setzt sich geräuschlos und geruchlos dort
> nieder, wo Wind und Wetter sie hintreiben und nichts kann sie
> aufhalten oder zerstören. Wenn man es schafft, sie abzuwaschen,
> bevor sie den Körper von außen und innen zerfrisst, sickert sie mit
> dem Wasser in den Boden und wartet dort auf die nächste Gelegenheit.
> Sie hat viel Zeit. Sie hat das, was wir gern hätten. Eine ewig
> strahlende Zukunft.
> Die Bedrohung ist gleichzeitig real und geisterhaft unfassbar. Diese
> menschengemachte Technologie ist weitaus tödlicher und verheerender,
> als jede denkbare Naturgewalt. Als erstes wird immer gern nach einem
> Schuldigen gesucht. Das ist dumm, ändert nichts am Geschehenen und
> bringt nichts Gutes für die Zukunft. Genauso dumm wie das Halten von
> Pferden in Boxen und dem Bauen von Kernkraftwerken im Allgemeinen
> und im Besonderen in plattentektonischen Verwerfungszonen. Viel
> interessanter ist doch die Frage nach dem Warum. Warum geht der
> Mensch so um mit der Natur und letztendlich mit sich selbst? Warum
> ist der Mensch des Pferdes permanenter Super GAU?
> Ist er schlecht? Oder hat er nur einfach schlechte Angewohnheiten?
> Ich selbst halte seit 25 Jahren Pferde.15-20 Tiere. Ich hatte bisher
> 3Todesfälle. Mein erstes Pferd starb mit 33 Jahren, ein anderes mit
> 29. Erst vor ein paar Wochen starb eine Stute mit 25. Sie war
> tragend. Abends war sie noch munter und am nächsten Tag tot auf der
> Wiese. Hätte ich vielleicht verhindern können, wenn ich dabei
> gewesen wäre. Restrisiko! Ich halte meine Pferde robust. Naturnah.
> 1-2 Hektar pro Pferd. Immer draußen, Sommer wie Winter, Tag und
> Nacht in der Herde. Einen Unterstand haben sie, weil das Gesetz es
> vorschreibt. Da sie aber auf menschliche Gesetze pfeifen, ist dieser
> unbenutzt. Tierarzt, Impfung, Wurmkur, Zusatzfutter, Decken und
> Krankheiten suchen sie vergeblich. Stattdessen zufriedene, gesunde,
> stets leistungsbereite Tiere. Die Haltung, wie ich sie betreibe,
> kostet viel weniger und ist auch weniger zeitaufwendig als
> Boxenhaltung. Jetzt kommt die Frage: Warum macht das nicht jeder so?
> Weil man mit dem, was nichts kostet, auch nichts verdienen kann!
> Darauf lässt sich keine Industrie gründen. Die Gemeinsamkeit von
> Pferdehaltung und kommerziell genutzter Kernspaltung ist das
> Geschäft. Nicht nur unsere Pferde, wir Alle sind Sklaven einer
> abstrusen Ideologie, die jegliche Vernunft und unsere wertvolle
> Welt auf dem Altar von ungehemmter Gier und angeblich grenzenlosem
> Wachstum dahinschlachtet. In unserem Wirtschaftssystem wird Glück
> und Zufriedenheit nach dem Lotterieprinzip verteilt. Jeder kann
> angeblich reich werden. Kann sein, aber nicht alle- na ja die
> wenigsten. Die bevorzugten Mittel zur Erhaltung des Status Quo der
> ungleichen Verteilung von Macht und Wohlstand sind das Zocken und
> die Spaltung. Kernkraftwerke sind die Königsdisziplin des
> Wirtschaftsfaschismus. Sie spalten nicht nur Atome, sondern auch die
> Menschheit im Extrem zwischen Angst und Gier. Die zynische Zockerei
> mit Kernkraftwerken in bekannt aktiven Erdbebengebieten ist nichts
> als das Krönchen auf dem Narrenthron der Schreckensherrschaft von
> Macht und Geld. Ängstliche und abhängige Kreaturen lassen sich
> besser kontrollieren und manipulieren. Was dem Pferd die
> Boxenhaltung und die Rollkur, sind dem Mensch die ungesicherten
> Einkommens- und Arbeitsverhältnisse. Ein bedingungsloses
> Grundeinkommen würde die angeblich unantastbare Menschenwürde
> genauso garantieren wie ein angemessener ständiger Auslauf die
> Lebensgrundlage des Pferdes ist. Das Gesetz, das dem Pferd ein Dach
> überm Kopf garantiert, ist ein Witz. Ein Gesetz, welches
> artgerechte Haltung im Sinne des Pferdes regelt, gibt es nicht.
> Menschenwürde, artgerechte Tierhaltung, Naturschutz, alles Blah
> Blah. Unsere Gesetze und Obrigkeiten dienen dem Mammon, sonst
> nichts. Genau wie das Pferd erst dann gesund und leistungsfähig ist,
> wenn sein natürliches Bedürfnis nach freiem Auslauf in der Herde
> erfüllt ist, wäre der von der Gemeinschaft bedingungslos getragene
> Mensch in der Lage, sich seinen Arbeitsplatz frei zu wählen und so
> mancher Wahnsinn bliebe diesem Planeten erspart. Es sind unsere
> unsinnigen lebensfeindlichen Gesetze, die dem Wahnsinn Tür und Tor
> öffnen. Unser undemokratisches Parteiensystem ist der
> Wirtschaftsbüttel, der bessere Gesetze verhindert. In einer
> Pferdeherde folgt alles den Instinkten - dem geistigen Urpferd.
> Eine Partei dagegen dient nicht dem individuellen Interesse der
> Menschen, sondern stellt immer eine Lobby dar, der ein
> übergeordneter Bezug fehlt. Demokratie muss direkt von den
> Individuen ausgehen. Der Mensch muss Instinkt durch Verstand und
> Vernunft ersetzen und das verträgt sich nicht mit Profitgier und
> Machtkalkül, wie sie die Verfilzung von Politik und Wirtschaft
> zwangsläufig erzeugen. Wir können anders handeln. Wenn wir
> vorurteilsfrei beobachten, wie die Dinge funktionieren und aufhören
> dem manipulativen Geheuchele der Politik und der Werbeindustrie auf
> den Leim zu gehen, sehen wir die Welt in neuem Licht. Der Mensch
> unterscheidet sich in seiner Grundstruktur kaum vom Pferd. Das
> soziale effektive Miteinander ist für unsere Emotionalität
> überlebenswichtig, deshalb können wir auch nicht mit unangemessener
> Machtfülle umgehen. Der Mensch ist von Natur aus genauso wenig
> korrupt wie ein Pferd futterneidisch. Die ungerechte Verteilung ist
> uns nicht wesensgemäß. Unser wahnwitziges Wirtschaftssystem ist
> unsere Pferdebox und macht uns krank. Das ist aber kein
> unabänderliches Schicksal. Wir können den Pferden das geben, was sie
> brauchen. Wir können Gesetze erlassen, die den Wirtschaftsfaschismus
> stoppen und Kernkraftwerke verbieten. Erdbeben und Tsunamis können
> wir nicht verhindern. Den Tod können wir ebenso wenig besiegen wie
> die wilde und sanfte Natur der Pferde, so sehr wir uns auch bemühen,
> sie zu knechten. Wir können aber vernünftig und einsichtig mit Allem
> umgehen. Vergangenes lässt sich nicht mehr ändern, egal wer schuld
> war, aber wenn wir lernen und unsere Haltung ändern, lässt sich die
> Zukunft gestalten. Dafür sollten wir die entsprechenden Gesetze auf
> den Weg bringen. Japan ist nicht die erste, aber eventuell die
> letzte Warnung!
Hakan Dinekli 20.03.2011